Greifswalds Medizinstudenten holten sich eigenen 1. Hilfe-Kurs
Ostsee Zeitung, 14. Mai 2001
von A. Bölck
"Hat er was im Mund, nehmt es ihm heraus. Aber vorher Handschuhe anziehen!", sagt Robert Wolff. "Wenn er in der Fußgängerzone liegt, habe ich doch keine dabei", unterbricht ihn ein Medizinstudent. "Ich trage immer ein Paar in einem Überraschungs-Ei mit mir herum", antwortet Wolff.
Es war ein ungewöhnlicher 1.Hilfe-Kurs, der am Wochenende trotz herrlichstem Sonnenschein 80 Studenten in HNO-Klinik und Urologie zog. "Nicht zu vergleichen mit den gängigen Kursen, die jeder Führerscheinbewerber braucht. Wir fangen nicht bei Null an", sagt Mitorganisatorin Antje Dietrich. "Hier wird sogar intubiert, also geübt, einen Schlauch durch den Hals zur künstlichen Beatmung in die Luftröhre zu legen."
Einem Berliner Medizinstudenten kam vor fünf Jahren die Idee. Er wollte die notfallmedizinische Ausbildung verbessern. Zu viele Studenten im Grundstudium sind heute außerstande, im Notfall zu helfen. Erst im Physikum wird der große 1. Hilfe-Schein verlangt. Also schuf der Berliner die "Arbeitsgemeinschaft Erste-Hilfe und Notfallkunde für Medizinstudierende". Deren Mitarbeiter dürfen mittlerweise die Prüfung des 16-stündigen großen Kurses abnehmen. "Das erregte schon Unmut bei den anderen Hilfsorganisationen, die die Ausbildung ebenfalls anbieten", so Antje Dietrich. Dennoch waren auch Studenten mit von der Partie, die längst einen Schein in der Tasche hatten.