Dresdner Universitätsjournal 18/2004, 15. Jahrgang, Seite 10
Noch immer ist es so, dass Medizinstudierende zwei Jahre lang in der Vorklinik studieren, ohne in der Lage zu sein, in Notfällen Patienten zielgerecht und kompetent versorgen zu können. Zwar ist ein Erste Hilfe Kurs für die Anmeldung zur ärztlichen Vorprüfung (Physikum) erforderlich, doch finden diese Kurse meist im Rahmen der Breitenausbildung für Laien statt, in denen die Studierenden angesichts ihrer universitären Ausbildung, insbesondere in Anatomie und Physiologie, unterfordert sind. Weiterhin findet die praktische Umsetzung der Lehrinhalte in solchen Kursen oft nicht genügend Beachtung. Sowohl dem Selbstverständnis als auch dem Bild der Medizinstudierenden in der Öffentlichkeit werden diese Ausbildungsangebote nicht gerecht.
Die studentisch und ehrenamtlich organisierte Arbeitsgemeinschaft Erste Hilfe und Notfallkunde für Medizinstudierende e.V., zu der Medizinstudierende verschiedener deutscher Universitäten gehören, hat 1996 ein Konzept entwickelt und etabliert, das als solches eine dynamische und praktische Umsetzung der zielgruppenorientierten Lerninhalte ermöglicht. Grundsätzliches Ziel ist es, die Studierenden an die Basismaßnahmen der Ersten Hilfe heranzuführen und diese durch systematisches Üben zu festigen.
Ein zentraler Bestandteil dieses Kurses ist das Training der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW), die nach der Methodik der Gruppen-HLW durchgeführt wird. Zu diesem Zweck erhält jeder Teilnehmer die Möglichkeit, über zwölf Minuten die Maßnahmen der Wiederbelebung an einem eigenen Trainingsgerät zu üben und zu optimieren. Der Rhythmus der Herz-Druck-Massage wird durch eine spezielle Musik vorgegeben, so dass dem Übenden der Richtige Rhythmus "über die Ohren" in Fleisch und Blut übergeht. Die richtige Durchführung wird dabei durch speziell geschulte Ausbilder überwacht. In der folgenden Stationsausbildung "CPR" (cardio-pulmonale Reanimation) müssen die Studierenden ein zweites mal die Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen, wobei dieses im Zweier-Team (so genannte Zwei-Helfer -Methode) geschieht und die Beatmung des Patienten mit dem Beatmungsbeutel erfolgt. Die Trainer überprüfen in dieser Station nochmals die korrekte Durchführung und können so letzte Fehler ausbessern. Über die Kursinhalte eines "normalen" Erste Hilfe Kurses hinaus erhalten die Studierenden Einblicke in erweiterte Maßnahmen der Notfallmedizin, wie z.B. Ruhigstellungsmaßnahmen im Rettungsdienst, realistische Unfalldarstellung mit patientenversorgungn (unterstützt von realistisch geschminkten Darstellern) und die Möglichkeit des Atemwegsmanagement (z.B. Intubation). Diese bieten einerseits einen Ausblick in die spätere ärztliche Notfallversorgung, sollen aber vor allem die Teilnehmenden konkret auf mögliche Notfallsituationen vorbereiten.
Aus jahrelanger Arbeit und Erfahrung in dem Bereich der Ausbildung von Medizinsturierenden heraus hat sich ein Konzept etabliert, das als solches leistungsstrak, dynamisch und sicher als einmalig in der Bundesrepublik anzusehen ist. Ein klar konzipiertes Projekt- und Qualitätsmanagement zeichnet die AG EH-MED e.V. aus und macht sie zu einem zuverlässigen Partner. So wurden Konzepte gefestigt, Kursleitfäden erstellt, Kursverwaltungsprogramme entwickelt und eine Homepage als Plattform der Arbeit installiert. Zudem werden die Kurse der AG EH-MED e.V. seit 2000 in Zusammenarbeit mit dem Institut für medizinische Statistik der Universität zu Lübeck umfassend evaluiert, um eine gezielte Weiterentwicklung zu ermöglichen.
Obwohl die AG EH-MED e.V. ihre Mitglieder und Trainer aus entsprechend qualifizierten Studierenden verschiedener Universitäten und Lehrberechtigten unterschiedlicher deutscher Hilfsorganisationn rekrutiert, ist trotz ener zusammenarbeit mit Universitäten die Unterstützung durch zuverlässige Partner unerlässlich, die der Arbeitsgemeinschaft kontinuierlich die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen. Dank dieser Unterstützung ist es möglich, die Kursangebote für Studierende trotz des hohen logistischen Aufwands eines solchen Kurses auf den normalen Unkostenbeitrag pro Teilnehmer zu begrenzen, der von allen Hilfsorganisationen auch in der normalen Breitenausbildung erhoben wird. Den Universitäten entstehen also keine zusätzlichen Kosten.
Neben der Firma B. Braun Melsungen AG, der Fachchaften und den Universitäten konnte auch die Deutsche Herzstiftung e.V. als Partner für die AG EH-MED e.V. gewonnen werden.
Im April 2004 fand nun auch der erste Dresdner AG EH-MED Kurs erfolgreich in den Räumen des Simulationszentrums "ISIMED" auf dem Gelände des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus statt. Mittlerweile hat sich eine aktive Universitätsgruppe gebildet, die neben internen und externen Fortbildungsveranstaltungen ebenfalls den nächsten Dresdner Kurs, der am 27. und 28. November 2004 in den Räumen des Medizinisch-Theoretischen Zentrums stattfindet, vorbereitet. So wird auch Dresdner Vorklinikstudenten eine Einblick in den Basic Life Support gegeben, wobei sie neben der notwendigen Theorie mit viel Praxis und realistischer Unfalldarstellung in der Ersten Hilfe geschult und ausgebildet werden.