AG Chronik: Medizinstudierende retten Leben

Studierende organisieren Notfallkurse für ihre Kommilitonen

Berliner Ärzteblatt, 115. Jahrgang
von V. Lange

Ein Autounfall, ein Herzinfarkt, ein Hilferuf aus der Nachbarschaft - von einem Medizinstudenten erwartet man zurecht fachkundige, kompetente Erste-Hilfe.

Es ist jedoch so, daß die notfallmedizinische Ausbildung von Medizinstudierenden während des vorklinischen Studienabschnitts vernachlässigt wird und der Student im Notfall überfordert ist. Zur Zulassung zum Physikum ist nur ein einfacher Erste-Hilfe Kurs nötig. In diesen Kursen, die überwiegend auf Führerscheinanwärter zugeschnitten sind, wird nicht genügend auf die Vorkenntnisse der Medizinstudenten eingegangen, die Praxis kommt hierbei oft zu kurz.

An dieser Stelle setzt die studentische Arbeitsgemeinschaft Erste-Hilfe und Notfallkunde für Medizinstudierende e.V. (AG EH-MED e.V.) an. Sie führt seit 1996 zielgruppenorientierte Notfallseminare für Studierende der Medizin durch. Neben den klassischen Inhalten eines Erste-Hilfe Kurses werden erweiterte Kenntnisse der Notfallmedizin vermittelt. Die Teilnehmer rotieren im Rahmen der Stationsausbildung in Kleingruppen zwischen den einzelnen Themenblöcken herum. In internistischen und chirurgischen Notfallsituationen, die durch die Trainer simuliert werden, müssen die Kursteilnehmer das Gelernte praktisch anwenden und üben.

Ein großer Schwerpunkt liegt auf der Herzlungenwiederbelebung. So übt jeder Teilnehmer für eine realistische Zeit von 15 Minuten an einer eigenen Übungspuppe, wobei durch Musik die richtige Arbeitsfrequenz vorgegeben wird. Diese Maßnahmen werden in einer weiteren Station als Zwei-Helfer-Methode mit Beatmungsbeutel vertieft. Dadurch bekommt der Student eine Ahnung davon, welche Anforderungen ihn im Notfall erwarten.

Sowohl die Universitäten als auch die Deutsche Herzstiftung e.V. unterstützen die Arbeit der AG EH-MED e.V.

Die Lehrinhalte sind durch die jeweiligen Bundesländer genehmigt und stehen in Übereinstimmung mit den International Guidelines und den Empfehlungen der Bundesärztekammer.
Die AG EH-MED e.V. ist rein studentisch und ehrenamtlich organisiert und bis jetzt an fünf Universitäten, FU Berlin, HU Berlin, MU Lübeck, EMAU Greifswald, JLU Gießen, vertreten, wobei ihre Grundlagen bereits 1996 durch Hanns Iblher an der FU gelegt wurden. Vor Ort wird die Arbeit durch die Fachschaften und durch "ärztliche Leiter", Notfallmediziner der jeweiligen Universitätskliniken, unterstützt.

Ziel der AG EH-MED e.V. ist eine Verbesserung der notfallmedizinischen Ausbildung in der Vorklinik und eine Verzahnung von vorklinischen und klinischen Notfallausbildung zu erreichen. Die Trainer sind Medizinstudierende, die über besondere Kompetenzen der Notfallmedizin verfügen und regelmäßig in internen Fortbildungen weitergeschult werden.